
Harry Kane hätte ebenso gut Karriere als zentraler Mittelfeldspieler machen können. Wie er als Stürmer aus dem Sechserraum heraus teilweise für mehr Progression sorgt als so mancher nominelle Sechser, fasziniert mich immer wieder – so auch beim 6:0-Auftaktsieg des FC Bayern gegen RB Leipzig.
Tatsächlich spielte Kane gegen Rasenball vier erfolgreiche progressive Pässe – und damit sogar einen mehr als Leon Goretzka. Das soll Goretzkas Leistung keineswegs schmälern, sondern vielmehr die Qualität von Bayerns Nummer 9 unterstreichen. Dazu zählen übrigens auch seine punktgenauen Spielverlagerungen, die auch diesmal wieder zu sehen waren.
Kein Zufall also, dass in den vergangenen zwölf Monaten nur zwei Mittelstürmer in Europas Top-5-Ligen mehr lange Pässe pro 90 Minuten gespielt haben. Auch bei Pässen ins letzte Drittel rangiert der 32-Jährige weit oben – besonders bemerkenswert angesichts des hohen Ballbesitzspiels des FC Bayern.
Hinzu kommt seine Pressingresistenz am Ball, die Kane auch gegen Leipzig durch sein mehrmaliges Fallenlassen ins Mittelfeld eindrucksvoll unter Beweis stellte. Mit starkem First Touch, klugen Bewegungen und viel Ruhe gelingt es ihm, gegnerisches Pressing aufzulösen und anschließend das Spiel anzutreiben. Auch eine Ebene höher trat Kane als kreativer Kopf in Erscheinung, etwa als er in der Anfangsphase den einlaufenden Konrad Laimer bediente oder beim traumhaften 2:0 in der Entstehung mitkombinierte.
Und zu alldem kommt noch ein Torjäger, der dreimal eiskalt abschließt und innerhalb von nur 14 Minuten seinen achten Bundesliga-Hattrick markiert. Damit steht Kane bei 65 Toren in 64 Bundesliga-Spielen – der höchste Wert seit seinem Wechsel nach München in Europas Top-5-Ligen und rund 17 Treffer mehr, als nach Expected Goals überhaupt zu erwarten gewesen wäre.
Ob als Finisher, Creator oder Spielmacher – Harry Kane vereint all das und scheint mit 32 Jahren noch immer auf dem Höhepunkt seines Schaffens.