
Müller-Abgang: maximal unglücklich
Ich habe lange darüber nachgedacht, wie der Umgang der Verantwortlichen des FC Bayern mit Thomas Müller zu bewerten ist. Nachdem jetzt offiziell bekannt ist, dass es mit Saisonende zwischen beiden Seiten zu Ende geht, obwohl Müller gerne weitergemacht hätte, muss man feststellen: maximal unglücklich – umso mehr, weil dies schon Tage zuvor durch die Medien durchdrang.
Leistungstechnisch gerechtfertigt? Auch ich hatte den Eindruck, dass der 35-Jährige abbaut, nicht mehr auf allerhöchstem Niveau mithalten kann. Doch ist es nicht so, wie es schon so oft in der Karriere des Thomas Müller war? Es sieht nicht immer wahnsinnig schön aus, ist nicht immer wahnsinnig auffällig, aber es ist letztendlich effektiv.
Daten widerlegen Leistungsabfall
Es gibt Zahlen, die das auch für diese Spielzeit noch belegen. So ist Bayerns Nummer 25 beispielsweise hinter Michael Olise der Spieler der Bundesliga, der die meisten klaren Torchancen aus dem Spiel heraus pro 90 Minuten kreiert. Sein starkes Raumgefühl äußert sich dadurch, dass kaum ein zentraler Spieler mehr raumgewinnende Pässe empfängt.
Selbst die vermeintlichen körperlichen Alterserscheinungen widerlegen die physischen Daten: Im Vergleich zu vor fünf Jahren (2020/2021: 32,75 km/h) blieb sein Top-Speed fast unverändert (2024/2025: 32,34 km/h).
Auch Laufvolumen und Intensität nahmen kaum ab. Seit gut vier Saisons spult Müller etwa 10,7 Kilometer pro 90 Minuten ab, wenn er auf dem Feld steht. Die Anzahl seiner Sprints pro 90 Minuten ist im Vergleich zu beispielsweise vor fünf Jahren fast identisch. Zudem ist er auch jetzt kaum verletzt, fehlte seit Saisonstart nur einmal im Kader. Zum Vergleich: Der 13 Jahre jüngere Jamal Musiala wird diesbezüglich, wie schon in der Vorsaison, auf ein Dutzend Ausfälle kommen.
Kein Stammspieler, aber wertvoller Joker
Über seine Spielintelligenz, seine Raumdeuterfähigkeiten, sein Coaching für Mitspieler, sein Auge für Pressingtrigger müssen wir hingegen nicht diskutieren – das wird der 12-fache deutsche Meister wohl noch in 15 Jahren beherrschen.
Ja, Müller ist nicht mehr der, der er vor fünf Jahren war. Auch ich sehe ihn längst nicht mehr als Stammspieler, weswegen es Argumente für eine Trennung gäbe. Die Ausschläge nach oben – wie beispielsweise vor wenigen Wochen gegen Eintracht Frankfurt – werden seltener. Und trotzdem hat er solche Auftritte noch im Tank. Zwar zeichnen die Daten und Zahlen nur einen Teil des Bildes. Doch sie widerlegen ganz klar, dass der 743-fache Bayern-Spieler leistungstechnisch abfällt.
In Verbindung mit seinem Einfluss in der Kabine und seiner Karriereleistung hätte es Thomas Müller wohl verdient gehabt, selbst über sein Ende beim FC Bayern zu entscheiden. Als Joker hätte er auch für die neue Saison noch einen Mehrwert bieten können. Ich bin der Überzeugung, an zu hohen Gehaltsforderungen wäre es letztendlich nicht gescheitert. Aber ich kann auch falsch liegen.